florian schneider on 5 Aug 2001 13:36:43 -0000


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[rohrpost] erstes statement der inhaftierten theaterleute


[mehr informationen]
http://no-racism.net/nobordertour

[appell zur sofortigen freilassung]
http://www.noborder.org/noprison


bitte verteilt dieses statement so weit wie moeglich, uebersetzt es in
alle sprachen die euch einfallen. es ist der erste text der uns aus dem
gefaengnissen erreicht. er wurde von den aktivistInnen in den
gefaengnissen von alessandria und voghera erarbeitet und autorisiert.

VolxtheaterKarawane 2001



Kulturkassiber 01 	
29. 07. 2001

"freedom of movement" - "Freiheit der Bewegung" ist das Hauptanliegen
des europaeischen Noborder-Netzwerkes und der darin eingebetteten
PublixTheatreCaravan-Volxtheaterkarawane im Sommer 2001. 

Wir sind auf Tour von Nickelsdorf ueber Salzburg, Lendava (Slo),
Eisenkappel (A), Genova (I) nach Frankfurt/Main (D), wo wir allerdings
aufgrund der Inhaftierung nach dem G8-Gipfel in Genua nie angekommen
sind. (siehe Tourtagebuch unter: http://no-racism.net/nobordertour)

Bisher empfanden wir uns beispielsweise als LufburgingeneurInnen,
CyberartistInnen, JongleurInnen, hinterfragende NomadInnen. Als
Theatergruppe fuehlen wir uns der Tradition der Improvisation verbunden
und lassen uns nicht in Kostueme stecken, die versuchen aus Schminke
Wollhauben zu stricken. 

Zu unserer Verhaftung: - 3 Stunden vor gezogenen Schusswaffen und auf
uns gerichteten MG4s - Finger am Abzug! - ID-Behandlung - Schlaege,
Tritte, Demuetigungen, Schlafentzug unter Androhung von Gewalt. 

Spaeter (nach 30 Stunden) im Gefaengnis: - Keine Telefonate - Bis jetzt
kaum oder kein Kontakt zu AnwaeltInnen - schlechte DolmetscherInnen
(waehrend der Haftpruefung) - kein Zugang zu Medien - 6 Tage kein
Schreibzeug - nektor, z nas nemali ziaden kontakt s konzulatum - kein
Lesestoff und nichts zu jonglieren.

Trotzdem wir grundlos seit einer Woche von den inhaftierten Frauen, von
der Aussenwelt und somit vom Informationsfluss abgeschitten sind,
versuchen wir mit folgenden Forderungen Stellung zu beziehen: - Wir
werden unserem Protest und politischen Anspruch egal an welchem Ort und
zu welcher Zeit unseren spezifisch kulturellen Ausdruck verleihen und
unsere kulturellen Ausdrucksformen weiterentwickeln. - Wir fordern das
sofortige Ende der Einteilung von Menschen in "erwuenschte" und
"unerwuenschte, sowie das Ende der Einschraenkung von Bewegungsfreiheit
wie z.B. der Residenzpflicht von AsylwerberInnen oder die Anfertigung
von Listen politisch missliebiger Personen - Wir verlangen die
Einstellung aller im Zuge der G8-Proteste angestrebten Verfahren und die
Freilassung aller Inhaftierten sowie die lueckenlose Aufklaerung der
Ereignisse in Genova, insbesondere des Todes von Carlos Giuliani und der
Erstuermung der "Scuola Diaz" - Wir wollen die Gefeangnisse mit unserem
Hund Pogo, mit unseren Theaterrequisiten, unserer Kueche, unseren
Fahrzeugen, Computer, Kameras und unseren stinkenden Socken verlassen. 

Wir sind nicht SchwedInnen, AustralierInnen, AmerikanerInnen,
SlovakInnen, Deutsche, OesterreicherInnen. Wir sind die Publixtheatre
Caravan. Wir erarbeiten ein Theaterstueck, in dem wir zu all den
Vorfaellen rund um diese Tour Stellung nehmen. Theater ist eine fuer uns
wichtige politische Ausdrucksform. Dieses Stueck soll der Ver- und
Aufarbeitung der Ereignisse dienen, mit denen wir im Moment konfrontiert
sind. Arbeitstitel: Genova  Premiere: noch ungewiss! 

PS: Gruesse an das Grenzcamp am Flughafen Frankfurt/Main und an alle
solidarischen Menschen da draussen! Abschaffung von Internierung und
Deportation weltweit. 

NOborder - NOnation - NO one is illegal!

 Die Inhaftierten der Publixtheatre Caravan-Volxthaterkarawane ...in
Alessandria
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