S.Nake on Wed, 15 Mar 2000 08:37:20 +0100 (CET)


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Re: [rohrpost] Positionen


At 20:20 14.03.00 -0500, Manuel Bonik wrote:
> > desweiteren ist niemand 'nur' künstler, keine kunst so realitätsfremd,
> > das sie nicht unmittelbar position bezieht.
>"unmittelbar" "position" "bezieht" - ich verstehe kein einziges Wort.

ergo:

>Schlimmster Kitsch.

?


> >ob der künstler dies will
> >oder nicht, scheint mir irrelevant.
> >ja vielmehr stelle ich in frage, dass wer sich der positionierung und
> >dem streit entziehen will, jemals auch nur ansatzweise begriffen
> >hat, welcher platz der kultur und der kunst zukommt.
> >doch das betrifft dann wiederum nicht nur netzkünstler...
>
>1) dito.
>2) ist das die widerlichste Rhetorik, die mir seit langem untergekommen
>ist. Ein extremer Versuch, das letzte Wort zu haben, ohne irgendwas zu
>sagen. Dagegen ist wohl jede Kohl-Rede konturiert. Dieses "Positionierung"
>und "der Streit" im Namen von "Kunst" und "Kultur", ohne auch nur die
>geringste angreifbare Position zu beziehen. Ekelhaft! Zum Kotzen! Glatt und
>widerlich sondergleichen!
>Und so soll das also weitergehen mit der Rohrpost. Dicke Begriffe, grosse
>Linien. So ein Mahnertum, so ein Geweizsaecker, dieses "ich bin gegen die
>Boesen, und das sage ich nicht nur fuer die Guten"-Gehuber.

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>Kuenstler ziehen Position und sie stellen moegliche Sichtweisen auf "die"
>"Welt" dar, aber das ist keinesfalls notwendigerweise eine politische
>Position,

endlich mal eine aussage. der rest ist in meinen augen
nur gejammer (siehe oben, siehe unten).

position zu beziehen, heisst für mich, einen platz einzunehmen und diesen
nicht mehr zu verlassen - man könnte auch sagen: stellung zu beziehen,
mich verbindlich machen.
das wofür ist schnell geklärt: für mich und die meinen, inklusive freiheit, 
liebe,
freundschaft, glück, etc.
das wogegen ergibt sich von selbst: gegen alles, was mich angreift, letztlich
die welt, die wirklichkeit.
"mögliche sichtweisen auf die welt" darzustellen, ist mir zu bescheiden, 
hiesse
nur, diese zu bestätigen. mir aber geht es um den streit mit ebendieser.

das ganze ist untrennbar von dem, was ich sozialkampf nenne:
bewältigung der not, durchsetzung meiner interessen, nichtakzeptanz jeglicher
herrschaftsansprüche seitens eines menschen, einer administration oder einer
beschworenen höheren instanz (moral, gottheit,...) ...
ob das politisch ist, ist eine frage der interpretation. beginnen tut es jedoch
weit vor jeder politik.
wer glaubt, sich dem entziehen zu können, hat halt seinen frieden mit der
ohnmacht geschlossen.
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>  und es ist keinesfalls so eine "Ich bin gegen - und ich weiss
>mich im Konsens mit den wahrlich Aufrichtigen in diesem Lande - Leute, die
>keine Position beziehen"-Nullnummer. S. Nake waehnt sich ja vermutlich noch
>irgendwie subversiv in seiner "Anti"-Rhetorik, aber es ist nun wirklich nur
>der schlimmste Berufsrebellen-Brei. Sowas von without a cause.
>Von euch Kuenstlern, die ihr, statt formale, kuenstlerische Ideen zu haben
>lieber moralisch lallt, mal ganz (naja, teilweise) abgesehen.
>Manuel Bonik

verbindlichst,
glatt & widerlich

s.nake

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