Tillmann Allmer on Mon, 10 Mar 2003 13:25:39 +0100 (CET)


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[rohrpost] Fwd: Die Tödliche Doris - Kino


ein programmhinweis, der für den einen oder die andere vielleicht was ist - 
gruss - tillmann

>From: MartinSchmitzVerlag@t-online.de (Martin Schmitz)
>To: <hallo@martin-schmitz.de>
>Subject: Die Tödliche Doris - Kino
>Date: Thu, 06 Mar 2003 15:28:49 +0100
>X-Sender: 320083304321-0001@t-dialin.net
>
>
>Die Tödliche Doris - Kino
>Das filmische Gesamtwerk von Die Tödliche Doris (1980 - 1987)
>
>Teil I, Do.,   der 20. März 2003 um 21 Uhr
>Teil II, Fr.,  der 21. März 2003 um 19 Uhr
>Teil III, Fr., der 21. März 2003 um 21 Uhr
>
>Arsenal Kino im Filmhaus am Potsdamer Platz
>Potsdamer Strasse 2  10785 Berlin
>Eintritt für alle drei Veranstaltungen: 12 Euro
>Reservierungen unter 030 26955-100
>
>Einführungen von
>Karola Gramann, Dietrich Kuhlbrodt und Frank Eckart
>
>Im Oktober 2003 erscheint das Buch:
>Die Tödliche Doris, Band 4 - Kino
>128 Seiten, deutsch/englisch, gebunden
>ISBN 3-927795-37-2, 24.50 Euro
>order@martin-schmitz.de
>
>
>
>Die Tödliche Doris - Kino
>
>In sieben Jahren, von 1980 - 1987 entstand das vielfältige Werk von Die 
>Tödliche Doris. Ausgehend von der Musik besetzte die Berliner Gruppe alle 
>Sparten der Kunst wie Malerei, Plastik, Fotografie, Performance, Video, 
>Literatur und eben auch das Medium Film. "Die Tödliche Doris, und das ist 
>ihre ästhetische Strategie, ist immer dort, wo du sie nicht erwartest", 
>vermerkte Filmkritiker Dietrich Kuhlbrodt 1982 in der Frankfurter Rundschau.
>
>Als künstlerisches Manifest jener Tage gilt bis heute der 1982 erschienene 
>Merve-Band "Geniale Dilletanten" von Wolfgang Müller, dem Kopf der Gruppe, 
>die er mit Nikolaus Utermöhlen 1980 gegründet hatte. Nach anfänglichen 
>personellen Wechseln durch Chris Dreier und Dagmar Dimitroff komplettierte 
>Käthe Kruse die Formation. Die Künstlerin und Schauspielerin Tabea 
>Blumenschein begleitete als Gast zahlreiche Konzerte.
>
>Bei ihrer Auflösung Ende 1987 - das Projekt war von vorne herein auf 7 
>Jahre beschränkt worden - war die Gruppe international bekannt. Das 
>Schallplattenlabel Wave aus Tokyo brachte zu ihrem dortigen Konzert eine 
>japanische Edition mit drei Schallplatten und eine Doppel-LP heraus, Die 
>Tödliche Doris war Teilnehmer der documenta 8 in Kassel, das Museum of 
>Modern Art in New York und das Musée d'Art Moderne in Paris luden die 
>Gruppe zu Auftritten und Filmvorführungen ein. Ausstellungen, 
>Filmvorführungen und Konzerte führten u.a. nach Amsterdam, Brüssel, Basel, 
>Helsinki, Budapest, Warschau, Paris und zahlreiche Städte innerhalb 
>Deutschlands.
>
>Die Komplexität dieses Gesamtwerkes ist einzigartig und wirkt bis heute 
>fort. Im Kunstamt Kreuzberg in Berlin war 1999 die Ausstellung "Die 
>Tödliche Doris - Kunst" zu sehen, das Foto-Dokumentar-Archiv des Trios 
>wurde kürzlich im Leipziger Museum der bildenden Künste und im Essener 
>Folkwang-Museum gezeigt, in Washington erschien 2002 eine CD mit bisher 
>unveröffentlichter Musik, eine Box mit zwei LPs und einer CD erscheinen in 
>Kürze bei Very Good Records in Dortmund und im Frühjahr 2003 werden Filme 
>auf dem New York Undergroundfilm-Festival zu sehen sein. Suzanne Zahnd 
>schrieb 1999 in der Züricher Wochenzeitung zusammenfassend: "Die Tödliche 
>Doris hat einer ganzen Pipilotti-Rist-Generation den Weg geebnet."
>
>Zum ersten Mal werden nun nahezu alle S-8-Filme, darunter etliches, bisher 
>unveröffentlichtes Material von Die Tödliche Doris in drei Vorstellungen 
>an zwei Tagen im Berliner arsenal-Kino gezeigt. Für Die Tödliche Doris ist 
>das arsenal ein Ort, der eng mit ihrer Geschichte verbunden ist. Denn 
>bereits 1982 präsentierte die Band dort ihre ersten Filme mit 
>musikalischer Livebegleitung: Das "Naturkatastrophenballett" und das 
>"Naturkatastrophenkonzert" wurden seinerzeit auf einer kleinen Bühne des 
>damaligen arsenal Kinos in der Welser Strasse uraufgeführt.
>
>Das Filmmaterial konnte unter der Leitung von Martin Schmitz durch die 
>finanzielle Unterstützung des Berliner Senats und dem 
>Hauptstadtkulturfonds digitalisiert und technisch überarbeitet werden.
>
>Teil I-III des Kinoprogramms beginnen jeweils mit dem letzten, 1987 
>entstandenen und zugleich kürzesten Film von Die Tödliche Doris. Ein 
>sogenannter Szenentrenner, ein Film bestehend aus 44 Einzelbildern, knapp 
>2 Sekunden lang. In ihm finden sich zwei Bewegungen: Die fortlaufende 
>Bewegung des Films und die des gebrochenen Motivs, ein Kaleidoskopbild. 
>"Die Gesamtheit allen Lebens und alles Darüberhinausgehende" ist der Titel 
>dieses Filmes und dieses war auch Titel des Beitrags von Die Tödliche 
>Doris als Teilnehmer der documenta 8 in Kassel im Jahr 1987.  Die 44 
>Filmbilder wurden von Käthe Kruse, Nikolaus Utermöhlen, Chris Dreier, 
>Wolfgang Müller und anderen schließlich in mühevoller, mehrmonatiger 
>Handarbeit als großformatige Gemälde gemalt. Im Kunstkatalog verwandeln 
>sich diese als Abbildung wiederum bei entsprechendem, raschem 
>Durchblättern zum einfachen Daumenkino.
>
>"No more heroes anymore", skandierten The Stranglers in der Punkzeit. Und 
>Sid Vicious von den Sex Pistols schien tatsächlich der letzte der zu früh 
>gestorbenen Popheroen zu werden. Dass ein Mythos entstehen würde, war 
>bereits bei seinem Tod klar. Wenige Tage nach seinem Tod durch eine 
>Überdosis Heroin verfilmte Die Tödliche Doris seine Biographie. Nach einer 
>Idee von Max Müller mit dem  3-jährigen Oskar als Sid und der 7-jährigen 
>Angie als Nancy. Oskar war Sohn der damaligen Tödliche Doris 
>Schlagzeugerin Dagmar Dimitroff.
>
>Das erste Open-Air-Konzert der Tödlichen Doris fand auf Helgoland statt, 
>ein Fels in der Nordsee, der wie kein anderer mit deutscher Geschichte, 
>Symbolen und Klischees befrachtet ist. Organisiert im Rahmen einer 
>sogenannten "Butterfahrt" setzt das Schiff "Funny Girl" Die Tödliche Doris 
>und die Mitreisenden nach Helgoland über. Im Hochland der Insel musizieren 
>Käthe Kruse, Wolfgang Müller, Tabea Blumenschein und Nikolaus Utermöhlen 
>vor den umherlaufenden Touristen, einigen zufällig anwesenden Insulanern 
>und den 23 Mitreisenden.
>
>Getreu der Maxime der Genialen Dilletanten animierte Die Tödliche Doris 
>auch gänzlich unerfahrene Menschen mit der Filmkamera zu arbeiten: 
>Veranstalter, die die Tödliche Doris einluden, wurden von der Gruppe 
>gebeten, jeweils einen sechs Minuten Film über die Stadt, in der der 
>Auftritt stattfinden sollte, auf Super-8 zu drehen. Drehbuch: ein 
>möglichst gewöhnlicher örtlicher Stadtführer. Für die meisten 
>Angesprochenen war die gestellte Aufgabe gleichzeitig ihr Debüt als 
>Filmemacher. So auch für den Galeristen René Block, der die Gruppe ins 
>Berliner Programm von Harald Szeemanns Ausstellung "Der Hang zum 
>Gesamtkunstwerk" eingeladen hatte. Sein Westberlin-Film zeigt die 
>bekannten Sehenswürdigkeiten einer Stadthälfte inklusive der Mauer und 
>einige typische Anfängerfehler beim Filmen mit Super 8 mit - wie bei allen 
>Resultaten der Städtefilme - durchaus persönlicher Note. Der Städtefilm 
>München wurde von Doris Kuhn gedreht, die vermutlich vergaß, den 
>Verschluss von der Kamera abzunehmen. Trotzdem konnte der völlig 
>überbelichtete Film als Tonfilm für die Aufführung gerettet werden. Das 
>Resultat ist von Valentinscher Qualität. Aufgrund der Tonqualität ist der 
>Film nun mit Untertiteln versehen worden.
>
>In vielen Filmen der Tödlichen Doris stecken Ideen und Konzepte, die 
>vielfach in Kunst und Film aufgenommen wurden. "Der Fotomatonreparateur", 
>erstmals gezeigt auf der Biennale de Paris 1982 erinnert Kinobesucher 
>beispielsweise sofort an den Film "Amelie". Mehrere, neben diversen 
>Fotomatonautomaten gefundene, weggeworfene Passbildstreifen zeigen einen 
>unbekannten Mann vor unterschiedlichen Hintergründen. Es handelt sich 
>offensichtlich um weggeworfene Probe- und Testaufnahmen des für die 
>Reparatur der Automaten verantwortlichen Mechanikers.
>
>Mit vielen Grüßen von Martin Schmitz.
>www.martin-schmitz-verlag.de

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