Krystian Woznicki on Sat, 19 Oct 2002 17:30:41 +0200 (CEST)


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[rohrpost] Re: SMS-Encounters


  Die intime Maschine

  Janko Röttgers, Telepolis,   19.10.2002

  Das Mobiltelefon zwischen Flirt, Porno und Aufklärung

  Es vibriert. Es ist nah am Körper. Es kann die Stimme des Partners
übertragen. Klarer Fall, im Vergleich zum schnöden Computer ist das
Mobiltelefon einfach die intimere Maschine. Jetzt bemühen sich einigen
Firmen, daraus Kapital zu schlagen - und bescheren uns damit
interessante Ausblicke auf das zukünftige Liebesleben der mobilen
Gesellschaft.

  Das wohl spannendste Experiment in Sachen mobiler Intimität kommt aus
Singapur. Dort konnten Mobiltelefon-Besitzer in den vergangenen zehn
Tagen kostenlos per SMS Ärzte und Gesundheitsexperten zu Fragen rund um
die Themen Sex und AIDS um Rat bitten. Die Antworten erreichten sie
binnen 48 Stunden ebenfalls per SMS. Ziel der Aktion ist es,
Jugendlichen Antworten zu geben, die sich sonst nicht zu fragen trauen.
Organisiert wurde die Aufklärungskampagne mit dem Namen "Sex in the
Air" vom Wireless-Anbieter [1]Megg.com in Zusammenarbeit mit lokalen
AIDS- und Gesundheits-Initiativen. Megg.com bietet in Singapur eine
ganze Reihe von Gesundheits-Diensten über das Mobiltelefon an, darunter
auch Beratungen per SMS. Normalerweise verlangt der Anbieter dafür aber
bis zu fünf Dollar pro Antwort. Billiger, aber nicht weniger
zukunftsweisend ist das Angebot, sich für knapp vier Dollar pro Monat
die Menstruations- und Eisprung-Rhythmen per SMS mitteilen zu lassen.

  SMS-Grüße vom Pornostar

  Einen eher männlichen Kundenkreis visiert dagegen der spanische
Pornokonzern Private Media mit seinem jetzt angekündigten
Mobilfunkangebot [2]Private Stars an. Der zunächst nur in
Großbritannien verfügbare Dienst bedient sich zur Abrechnung der
Premium-SMS. Zum Aktivieren schickt ein Kunde solch eine verteuerte SMS
mit dem Namen seines Wunsch-Pornostars an Private. Als Antwort gibt es
dann kurze mehr oder weniger erotische personalisierte Texte und eine
Zugangskennung, die den zeitlich begrenzten Zugriff auf Bilder und
Filme im Web erlaubt.

  Der mobile Aspekt beschränkt sich also bei genauerem Hingucken auf das
Bezahlverfahren und ein paar seichte Zeilen des britischen
SMS-Anbieters und Private-Partners [3]Txtbomb. Das Porno-Unternehmen
feiert den Dienst dennoch als Einstieg ins mobile Adult-Entertainment.
Einem Markt, der nach Schätzungen der Marktforscher von Visiongain im
Jahr 2006 rund vier Billionen Dollar abwerfen soll.

  Pornos auf dem Handy? Die meisten Mobilfunknutzer wollen dann doch
lieber echten Spaß - zumindest, wenn man Vodafone glauben darf. Der
Mobilfunkkonzern schaltete in den vergangenen Wochen in britischen
Zeitungen und Magazinen Anzeigen, die unter anderem ein Pärchen beim
angedeuteten Oralverkehr zeigten. Dafür gab es am Mittwoch eine
Abmahnung der britischen [4]Advertising Standards Authority. Die
Werbe-Sittenwächter bezeichneten die Kampagne als grundlos freizügig
und anstößig. Vodafone argumentierte dagegen, Marktforscher hätten
herausgefunden, dass SMS für viele Jugendliche mittlerweile fester
Bestandteil ihres Liebeslebens sei.

  Links

  [1] http://www.meggpower.com
  [2] http://www.privatestars.com
  [3] http://www.txtbomb.com
  [4] http://www.asa.org.uk

  Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/13449/1.html

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