brsma on 27 Sep 2001 17:10:12 -0000


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Re: [rohrpost]Hey,Mr. Taliban!


At 16:24 Uhr +0200 27.09.2001, Marian Bichler wrote:
>(...) in dem an der Peripherie der herrschenden Gesellschaft permanenter Krieg propagiert wurde, um die Menschen in Opferbereitschaft zu halten.

teilweise d'accord. doch im grunde beschreibt das den status quo. (jugoslawien ist im übrigen wahrscheinlich einer der ersten fälle gewesen, wo die kapitalistische periferie in geografischer nähe zusammenbricht - mit ebendiesen folgen.)

>Wenn man jetzt überlegt, dass der fossile Brennstoff Öl gar nicht mehr
>so lang halten wird, frag ich mich: worum geht es hier?

"gar nicht mehr so lang" vielleicht aus der perspektive eines vor nicht allzu langer zeit begonnenen menschenlebens, sicher nicht aber hinsichtlich der amtszeiten der meisten posteninhaber (nicht nur der in erster reihe) in politik und wirtschaft. und da gemäss den schon seit längerer zeit herrschenden regeln mittel- bis langfristiges denken, planen, handeln eher bestraft denn belohnt wird...

>Darum, die ganze Welt in Schach zu halten, damit die Rohstoff-Zufuhr kontrolliert werden kann?

sicher ein argument. das zudem so alt sein dürfte wie sämtliche menschlichen verbände spätestens seit beginn der sesshaftigkeit. ohne eine kontrolle der rohstoffe gibt es keine 'stabilität' für's gemeinwesen.

>Oder ist es der Auftakt zum Weltüberwachungs-Staat,

_der_ auftakt ist schon längst vorbei.

>damit die Globalisierung ungehemmt durchgesetzt werden kann?

was auch mit "ressourcen-kontrolle" übersetzt werden könnte. ach, ja: auf welche "globalisierung" deutest du mit dem demonstrativ-pronomen denn eigentlich so markant hin?

>Aber wenn es heisst, wir muessen uns auf einen jahrelangen Krieg einstimmen, dann will ich nur eins wissen: Wer profitiert davon?

* mit sicherheit unternehmen in den sparten: rüstung, nachrichtentechnik, sicherheitstechnik, petrochemie, metallverarbeitung, ...
* manche politiker
* verschwörungstheoretiker

>Und was hat es für mittelfristige Folgen für die Gesellschaft, sich auf einen jahrelangen schleichenden Ausnahmezustand mit erweitertem staatlichem
>Überwachungsapparat einzustellen?

eindämmung emanzipativer strömungen jedweder couleur. m.e. bereits seit mehreren jahren zu beobachten.

>Mich wundert, daß die Stimmen so duenn sind, die NEIN zum amerikanischen Imperialismus und NEIN zur dazupassenden Terrorantwort sagen.

mich wundert es noch viel mehr (bzw. im grunde noch viel weniger), dass die stimmen, die NEIN zur menschlichen dummheit (die eigene mit eingeschlossen) sagen, noch viel dünner sind.

btw: worin liegt eigentlich die spezifische qualität des _amerikanischen_ imperialismus gegenüber den anderen?

>Mich entsetzt, dass die USA die UNO als unabhängige politische Instanz zum Narren hält.

bis jetzt haben die usa soweit mir bekannt in dieser hinsicht nichts getan, was irgendwelchen uno-statuten zuwider laufen würde. im gegenteil. und die forderung nach der auslieferung bin ladens z.b. findet sich in einer uno-resolution vom letzten jahr...

und was ist im übrigen, wenn die uno sagt: ja, bomben? ist das dann 'gut'?

>Aber vielleicht ist die sich abzeichnende Albtraum-Wirklichkeit mit einem Herrn Schill als Innenminister

innen_senator_ bitte, auch wenn der innen_minister_ recht ähnlich heisst ;-) und rein dialektisch betrachtet könnte das ganze durchaus sein gutes haben und ein wenig zur entzauberung dieses maulhelden beitragen.

im übrigen: eine dämonisierung von schill ist m.e. masslos überzogen und lässt dabei die restliche horde von staatswichteln nur allzuleicht vergessen (u.a. auch die fast 20% trottel, die ihn gewählt haben). ich erinnere mich im übrigen auch nur sehr ungern an die dümmlichen "haider=hitler"-slogans...

und die wirklichkeit ist ein albtraum schon solange es menschen gibt, zumindest für einige.

>"Walled Garden" als Lebensprinzip?

hat sich m.e. schon längst durchgesetzt. auch nicht erst seit gestern. und seien wir mal ehrlich: wir unterhalten uns hier als hochgradig privilegierte, jedes bit, das wir über die infrastruktur von cisco & co. austauschen ist 'wohlstand, für den andere bluten müssen'.

>Und: welche Alternativen gibt es?

die revolution im namen (bitte gewünschte utopie oder allmachtsfantasie ankreuzen)
[] des immerwährenden glücks
[] des paradieses auf erden
[] der gerechtigkeit
[] der allumfassenden und alleingültigen wahrheit
[] andere:__________________

>Was tun?

obacht geben, weise werden und manchmal "weniger schreiben" (sebastian l.)

viele grüsse

sascha
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es gibt zwei unbegrenztheiten: gott und die dummheit. - edgard varèse, im dutzend
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