mercedes bunz on 21 Sep 2001 12:08:57 -0000


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Re: [rohrpost]Jubelnde Araber von 1993


1.
>Inhaltlich wird da nicht nachgeguckt und wer das Niveau der meisten
>Artikel dort kennt, weiss auch das eine Zensur dort nicht stattfindet.

muss mal gesagt sein, dass man doch nicht so sorglos wie oben über
die worte stolpern sollte:
zwischen zensur und redaktionellem eingriff gibt es einen
unterschied, da sollte man darauf bestehen.
zumindest theoretisch gibt es den, wir kennen die
schlumpfig-schleunige-schnellseinmüssende
tagespraxis der deutschen feuilltons, oder haben davon gehört, aber
der redaktionelle eingriff sollte
eigentlich den autor davon in kenntnis setzen.
andererseits wäre ich durchaus dafür zu haben, meinen arbeitsidentitäts-zusatz
"kultur-redaktion" durch "kultur-zensur" zu ersetzen. hat was für sich.


2.
>Wer so unsauber und ohne journalistische Mindeststandards
>  arbeitet, ist als "linke Gegenöffentlichkeit" so ernstzunehmen wie
>  früher die "Prawda".
>Wenn das stimmt, was Du sagst, dann stimmt was Du sagst.

prinzipiell kann man indymedia nichts vorwerfen, denn dass die
website als offen als "schwarzes brett" funktioniert und die beiträge
subjektiv sind, steht wirklich so gross überall auf der seite drauf,
dass man beinahe dagegenläuft. hat der faz redakteur wohl schlecht
recherchiert ; )


3. andererseits sollte man sich überlegen: immerhin hat die website
seit genua - und der fall "jubelnde palästinenser" zeigt das -
offensichtlich soviel gewicht wie eine professionelle
nachrichtenagentur bekommen. mit dem gewicht kann man arbeiten,
effektiv sogar, das sollte indymedia vielleicht diskutieren, ob sie
dem nicht mehr gerecht werden möchte.
zumindest könnte man indymedia (hallo indymedia!!!) vorschlagen,
vielleicht mit einem statementbewertungssystem wie slashdot.org zu
liebäugeln. bei slashdot kann man sich - soweit ich das mitbekommen
habe - registrieren und an die arbeit machen, die kommentare zu
bewerten. je mehr man mitarbeitet, um so mehr "slashdot-karma"  und
damit gültigkeit seiner bewertungen erwirbt man sich (wird wohl
prozentual errechnet). das praktischste: das punkte bewertungssystem
an der headline signalisiert, dass man nicht alles glauben sollte und
das selberdenken nicht abstellen darf. nicht als "oh schicke ich per
email weiter wahnsinn"-poster und auch nicht als faz-redakteur.


4. janko roettgers hat auf telepolis zu den jubelnden palästinensern
einen guten artikel verfaßt, dem eigentlich nichts hinzuzusetzten
ist. http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/9584/1.html
wer gestern abend "panorama" gesehen hat, bekam dann auch mal die
bilder der zweiten kamera zu sehen, und - mr. bleed hat das schon
gepostet - man sah ganz deutlich einen aufruf von jubel für die
kamera, eine inszenierung. von kindern und einer frau, die durch die
gruppe durchlief, etwas jubelte und danach unbewegt weiterging. es
hat einen von anfang an stutzig gemacht, dass es immer der gleiche
bilderausschnit gewesen ist. deshalb hat man wohl auch dem
indymedia-posting geglaubt.
eine inszenierung ist vielleicht etwas komplizierter als der "die
bilder sind alt"-vorwurf, aber nicht desto trotz ebenso ekelhaft. und
eine reuters nachfrage nützt bei sowas gar nichts.
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