Thomas Mank on 18 Sep 2001 04:28:54 -0000


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[rohrpost] Tatsache


Tatsache ist, dass das Attentat auch eine formal schöne Seite hatte. Warum
sonst wären wir vor dem Bildschirm gebannt. Warum sonst all die Filme =
Fiktionen, die ein solches Ereignis simulierten. Also gab es ein Bedürfnis
nach solchen Bildern. Mit anderen Worten: Der 'Krieg' war schon längst Teil
unserer Unterhaltungskultur. Worüber wundern wir uns also? Doch nur über den
gesteigerten Anteil an Realität.
Ist das eine Repetition von 1914? Vielleicht gibt es ja zyklische Bewegungen
innerhalb einer Gesellschaft; dann ja. Aber abgesehen von dem
offensichtlichen Bedürfnis nach spektakulärer Aggression hat das Ereignis
eine neue Dimension: Ins metaphysische übersteigerter Individualismus,
Sehnsucht nach dem Paradies.
Angst habe ich vor der Bewegung, die daraus entsteht. Die ist somnambul.

Thomas Mank

P.S.: Und Susan Sonntag hat unrecht; da waren keine Helden am Werk ,
höchstens Komparsen mit der Aussicht auf eine Sprechrolle (zynisch, o.k.).

Theater. Punktum.

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