marc.oliver on 16 Sep 2000 18:33:17 -0000


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Re: [rohrpost] TOTALITARIAN INTERACTIVITY



> Nachricht geschrieben von Stefan Heidenreich
> Man sollte die Church-Turing-These, bei der es um Berechenbarkeit im
> allgemeinen geht ( und die durchaus einiges als nicht-berechenbar
> ausschließt), nicht mit dem Turing-Test verwechseln. 
> Turing schrieb 1950: "Meiner Meinung nach wird es in ca. 50 Jahren
> möglich sein, Rechenmaschinen mit einer Speicherkapazität von ungefähr
> 10^9 zu programmieren, die das Imitationsspiel so vollendet spielen,
> dass die Chancen für einen durchschnittlichen Spieler, nach einer
> fünfminütigen Fragezeit die Identifizierung herauszufinden, nicht höher
> als 7 zu 10 stehen." Alan Turing: Rechenmaschinen und Intelligenz. In:
> Intelligence Service. Schriften. Berlin 1987.
> Die durchschnittliche Speicherkapazität (RAM) ist 64 MB = 0,5 *10^9 Bit.
> Da lag Turing etwa richtig. Beim Rest kaum.
> 
> Der Gedanke, daß Maschinen Menschen ersetzen, ist ziemlich alt. La
> Mettrie stellt sich 1747 die Mensch-Maschine noch aus Rädchen & Mechanik
> vor. Die Ersetzbarkeit ist jeweils partiell und spiegelt die
> "Maschinenphantastik" wieder, in man glaubt, die Lage beschreiben zu
> können. Als Betrachter wäre man ja im Zweifelsfall ebenfalls Opfer der
> Ersetzungslogik.
> 
> Gruss,
> Stefan Heidenreich<
> 
> Das klingt so, als wuerde der Umstand, dass es nicht-berechenbare
> Funktionen gibt, dem Menschen irgendwelche besonderen Weihen verleihen.
> Aber aus der Church-Turing-These folgt ja erstmal (im Umkehrschluss), dass
> fuer Turing-Maschinen nicht berechenbare Funktionen auch fuer Menschen
> nicht berechenbar sind, und da wuesste ich um kein Gegenbeispiel. Die
> Existenz nicht-berechenbarer Funktionen spricht fuer das Gelten der
> CT-These.
> Und irgendwelche falschen Prognosen Turings fuer seinen behavioristischen
> Test sagen uns in diesem Zusammenhang auch nichts. Intelligenz ist eine
> komplizierte Angelegenheit, und aus den Erfolg von Turing-Tests koennen wir
> sicher noch viel laenger warten, als so schlechte Psychologen wie Turing
> oder Joy and the likes mein(t)en.
> Interessant waere die Frage danach, was denn z.B. ein "Betrachter" tut. Und
> eine praezisere Antwort liefe wiederum darauf, dass "Betrachten" auch von
> einer Turing-Maschine getan werden koennte. Das waere dann schon ein Modul
> fuer das Programm (je nach Praezisierung auch: individueller) "menschlicher
> Geist".
> 
> Manuel Bonik


Die Frage Mensch/Maschine kann nur von einem Ingenieur oder Mathematiker
hinreichend beantwortet werden - eher noch von einer Maschine selbst.
Aber wie jeder Denkakt ist mechanische Intelligenz stumpfsinnig, wenn
sie nur funktional und nicht selbstkritisch ist.

Marc_Oliver

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