spiv // Stephan Schröder on Fri, 12 May 2000 17:46:38 +0200 (CEST)


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Re: [rohrpost] Ueber Uebertakter



At 14:17 12.05.2000 +0200, you wrote:
>Eine neue Internet-Subkultur...
>Gruesse,
>Tilman

mhmmmm neu ? Solche Bastler gibt es seit dem C64, wobei hier direkt die 
Prozessor inhärente Software via Eproms (beschreibbare Chips) manipuliert 
bzw. optimiert wurde . AMD stellte übrigens als erster ein 1GHz her (siehe 
CT Magazin 6/00 S.30) das mit einem seperaten Kühlsystem (basiert auf 
flüssigkeit) daher kommt. Allerdings ist nicht nur diese magische Zahl 
wichtig sondern auch zahlreiche andere Komponenten die die Geschwindigkeit 
signifikat beeinflussen (L2 Cache, Bustakt des Motherboards usw usw)

Was das nun aber mit Internet-Subkultur zu tun haben soll kann ich nicht 
nachvollziehen. Oder ist jeder vernetze Rechner selbst schon teil dieser 
Kultur ?

spiv.


ps. Dem gegenüber gab und gibt es eine Programmierer Kultur, beispielsweise 
damals (1990-1994) auf dem Commodore Amiga. Dort wurden Wettbewerbe 
(Competitions) vom Umfang heutiger LAN Parties veranstaltet (z.b. "The 
Party" in Dänemark oder "The Gathering" in Norwegen), mit dem ziel die 
besten Computerdemos (Programme im Stil von MTV Videos) bzw. die besten 
Programmierer, Grafiker und Musiker zu kühren. Das fanzinierende daran war, 
dass alle die gleichen Vorraussetzungen (Prozessoren (Motorola 68000), 
Grafikkarte etc.) hatten und die Programmierer wirklich versucht waren das 
Maximum an Echtzeit Effekten durch ihre genialen Leistungen zu erzielen. 
Das war noch eine wirkliche Kult(ur) ....






>from:
>http://www.BerlinOnline.de/aktuelles/berliner_zeitung/multimedia/.html/12art
>ik041175.html
>Berliner Zeitung, 12. Mai 2000
>
>Mit Taktgefühl
>
>Immer schön kühlen: Wie Computerbastler ihre Rechner schneller machen
>
>Von Tilman Baumgärtel
>
>Die Eisschicht in Peter Dostaleks Computer ist knapp einen Zentimeter dick.
>Seit einigen Wochen wächst im Rechner des 17-jährigen Schülers aus Arnsthof
>in der Nähe von Landshuth ein kleiner Block aus gefrorenem Kondenswasser.
>Doch Dostalek stört es nicht, dass es in seinem Computer an einigen Stellen
>kälter ist als in einer Gefriertruhe. Dafür läuft seine Maschine schneller.
>
>Dostalek ist ein "Übertakter", einer jener Computerbastler, die die Chips
>mit einer höheren Taktzahl laufen lassen als vom Hersteller vorgesehen. Da
>die Chips dabei schnell sehr heiß werden können, müssen sie gekühlt werden
>- sonst "raucht das Ding ab", wie Dostalek sagt. Soll heißen, der Chip
>brennt durch.
>
>Manche Übertakter sägen ein Loch in das Gehäuse ihrer Rechner, und
>schweißen einen Föhn daran, um den Chip kühl zu halten. Peter Dostalek hat
>lieber ein Kühlelement in seinen PC eingebaut, dass nun langsam überfriert.
>Weil das noch nicht kalt genug ist, hat er aus alten Kühlschrankteilen eine
>Wasserkühlung gebastelt. Neben dem Rechner steht ein Eimer mit Kühlwasser,
>das von einer Springbrunnenpumpe aus dem Baumarkt durch den Computer
>gepumpt wird.
>
>Der Eimer wiederum wird mit dem Kompressor aus einem Kühlschrank auf eine
>Temperatur nahe dem Gefrierpunkt gebracht; da dieser Kühlkompressor
>ebenfalls warm läuft, bläst ein Ventilator auf die Konstruktion. Auch das
>Wasser im Eimer ist vereist. "Ich fülle kein Frostschutzmittel ein, weil
>sonst die Performance mieser wäre", sagt Dostalek. Immerhin gelingt es ihm
>so, die Leistung seines Computerchips um ein Drittel zu steigern. Und das
>ist das Einzige, das
>den Übertakter interessiert: Das Letzte aus seiner Hardware herausholen.
>
>Der Rechner im Garten
>
>Der neue Computersport hat viele Namen: "Übertakten" "Overclocking",
>"Tweaking". Aber es geht nur um das eine: mehr Power für den Rechner. Dafür
>frisieren die Übertakter die Chips ihrer Rechner so wie Autobastler die
>Motoren ihrer Mantas. Sie scheuen weder Arbeit noch Kosten, und auch
>seltsame Installationen mit Wassereimern und Schläuchen unter dem
>Schreibtisch stören nicht.
>
>Andere versenken die Festplatte in einem Mineralölbad oder bauen Teile aus
>Klimaanlagen in das Gehäuse ihrer Rechner ein - inklusive Plexiglasfenster,
>damit andere die Konstruktion bewundern können. Extremisten versenken den
>Rechner in einem kühlen Loch im Garten, wo er durch ein Kabel mit Monitor
>und Keyboard im Arbeitszimmer verbunden ist.
>
>Die Übertakter nutzen dabei die Beschränkungen aus, die die Hersteller von
>Computerprozessoren ihren Produkten auferlegen. Viele der
>Pentium-III-Chips, die in handelsüblichen Rechnern verkauft werden, könnten
>statt der serienmäßig eingestellten 600 Megahertz auch mit 700 Megahertz
>betrieben werden; dazu muss man bloß einige kleinen Schalter mit einem
>Kugelschreiber am so genannten "Dip-Switch" auf der Festplatte umlegen.
>
>Chips aus bestimmten Herstellungswochen halten diese Mehrbelastung besser
>aus als andere. Qualitätsbewusste Übertakter achten beim Kauf ihrer Chips
>darauf, an welchem Tag diese hergestellt worden. Auch das Produktionsland
>zählt: Prozessoren aus Malaysia sind nach Ansicht vieler Overclocker besser
>als die aus Costa Rica.
>
>"Gerade für Leute, die nicht so viel Geld haben, ist das eine gute Sache",
>sagt der Berliner Übertakter Florian von Behr und rechnet vor: Sein
>Computer läuft mit einem Chip für 230 Mark, den er frisiert hat, schneller
>als mit dem serienmäßig eingebauten Chip für 500 Mark. Den hat er für 400
>Mark verkauft und so 170 Mark verdient. Die sind allerdings zum größten
>Teil wieder für die Kühlanlage drauf gegangen, die den Chip jetzt kalt hält.
>
>Geld sparen ist also nicht der Hauptgrund, seinen Computer zu übertakten
>und zu riskieren, dass der Chip wegen Überhitzung schmilzt: "Das ist dann
>teurer als ein neuer Chip", sagt von Behr.
>
>Als Computerfreak sieht sich von Behr jedoch nicht. Er studiert
>Architektur, sein aufgeschraubter Rechner steht im Flur einer Wohnung in
>Berlin-Friedrichshain, die nicht wie eine typische Hackerbude aussieht. Die
>Zimmer sind aufgeräumt, statt sich türmender Pizzaboxen,
>Computerersatzteilen, Kabeln und Werkzeug schmücken Plakate von
>Filmklassikern die Wohnung.
>
>Hier betreibt der stämmige Hanseat für andere Übertakter die Website
>"tweakcentral.de". Die Szene kommuniziert fast nur via Internet. Während
>Computerspielfans zu LAN-Partys in Turnhallen pilgern, basteln die
>Übertakter zu Hause. Auch Peter Dostalek schraubt zwar manchmal mit
>Schulfreunden zusammen an Computern herum, "aber im Internet gibt es die
>extremsten Leute".
>
>Wer sich in den Internet-Diskussionforen umsieht, in denen Übertakter Tipps
>und Tricks austauschen, fragt sich, in welcher Sprache hier kommuniziert
>wird. Ein Übertakter namens "Annihilator" informiert über sein technisches
>Problem mit folgenden Worten: "CPU FSB 75 Megahertz, CPU Multi, SEL100/
>66#Signal default, PCI Clock/CPU FSB Clock 1/2, AGP Clock 1/1, CPU Core
>Coltage 2.00 Default, I/O Voltage 3.30V, In order Queue Depth8, L2 Cache
>Latency Default, Spread Spectrum Modulatet DIS." Sympathisanten wie "Capt
>Hook" oder "Neo" geben zu dieser Problematik bereitwillig Auskunft.
>
>Mit tiefgekühlten Zangen
>
>Andere werden aussagekräftiger: "Ich bin bekennender CPU-Folterknecht und
>habe den Delinquenten in der Bearbeitung", schreibt "Marquis de Sade. "Ist
>ein hartnäckiges Kerlchen. Trotz Daumenschrauben und Streckbank schweigt er
>weiterhin. Werde zum dritten Grad greifen müssen: Heute Abend wird er mit
>tiefgekühlten Zangen traktiert. Wäre doch gelacht, wenn er nicht sein
>Schweigen bricht."
>
>Und was machen die Übertakter, wenn ihr Rechner endlich schnell genug ist?
>Nicht viel. Eine beliebte Software misst die Geschwindigkeit des
>Prozessors. Die Ergebnisse schicken sich die Übertakter per E-Mail. Wenn
>sie eine rekordverdächtige Leistung erzielt haben, können sie sich auf der
>Website "overclockers.com" eintragen. Dort stehen nur die schnellsten Chips
>und die kühnsten Basteleien: Wer seinen Celeron-Chip von 288 auf 800
>Megahertz hochgetaktet hat. Wer der "magischen Ein-Gigahertz-Schwelle" nahe
>gekommen ist. Und wer durch Abraspeln mit feinem Sandpapier die Temperatur
>seines Prozessors unter 70 Grad senken konnte. Ansonsten kann man mit den
>Computern etwas schneller Games spielen. Aber das ist nur ein Nebeneffekt.
>"Im Grunde geht es ums Basteln", gibt Peter Dostalek zu. Und wenn der Chip
>nicht mehr beschleunigt werden kann, baut man eben noch eine Schalldämpfung
>für den Computer. Eine Wasserpumpe, ein Lüfter und ein Ventilator unter dem
>Schreibtisch können nämlich ganz schön laut sein.
>
>LINKS Die Treffpunkte der Übertakter-Szene // Tweakcentral www.
>tweakcentral. de TweakPC www. tweakPC. de Hardware www. hardwareguru. de
>Overclockers www. overclockers. com Martins Übertakter-Seite www.
>übertakten. de Cooling Systems www. cooling-systems. de
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